Der 3D-Druck macht es möglich: Reparieren statt Wegwerfen

Der 3D-Druck macht es möglich: Reparieren statt Wegwerfen

Es ist mehr als ärgerlich: die Waschmaschine, die Jahre treue Dienste verrichtete, tut es nicht mehr. Der Mechaniker teilt mit, dass es keine Ersatzteile für dieses Modell mehr gäbe. Da bleiben nur Entsorgung und Neukauf. Der Heimdrucker muckt und es wird vermittelt, dass eine Reparatur teurer sei als eine Neuanschaffung. So geht es mit vielen kleinen und großen Helfern. Neukauf nutzt aber nur der Industrie.

Weltweit gibt es Bewegungen, die sich für mehr Nachhaltigkeit einsetzen und der Wegwerfgesellschaft Alternativen bieten. Reparieren ist hier das Motto. Die benötigten Ersatzteile aus Kunststoff oder Metall, die bisher nur industriell auf Spezialmaschinen gefertigt werden konnten, werden nun mit einem 3D-Drucker gedruckt. Professionelle Dienstleister sind bereits diesem Trend gefolgt und bieten Teile-Druck für die Industrie. Um Jedermann kümmern sich Repaircafés, die auch in Deutschland zunehmend Fuß fassen, sei es als Start-Up oder als Studentische Einrichtung. Sie stehen meist allen Interessenten offen, die sich gegen einen kleinen Obolus Ihr benötigtes Ersatzteil oder eine eigene Kreation, seien es Kaffeetasse oder Brillengestell, selber drucken können.

Im 3D-Druck gänzlich Unerfahrene sollten keine Scheu haben, die meist kleinen Läden zu betreten. Die engagierten „Makers“ bieten Hilfestellungen in vielen Fällen.

Ein Reparaturcafé an der TU Berlin bietet umfangreichen Service

Die TU Berlin verfügt im Erweiterungsbau an der Straße des 17. Juni über einen INI-Keller, in dem sich Räume für studentische Initiativen befinden. Initiativ wurde der Luft- und Raumfahrttechnik-Student Thomas Finger, ein überzeugter Nachhaltigkeits-Aktivist. Er druckte bereits einen Fahrradrahmen aus Bambus, erweiterte das Repertoire auf Fahrradleuchten, -sättel und -pedale. Und wusste: da geht noch mehr. Nicht nur für Forschungsgruppen, sondern für alle Studenten und die Öffentlichkeit.

Der Förderverein der „Gesellschaft von Freunden der TU“ sponserte einen Ultimaker, einen 3D-Drucker in kleiner Ausführung für Objekte mit einer Höhe bis zum elf Zentimetern. Ein Student stellte einen eigenen 3D-Drucker selbstlos zur Verfügung. Die TU stellte einen Raum im INI-Keller und schon war das erste 3D-Druck Repair Café in Berlin gestartet. Noch wird auf weitere Drucker- oder Geldspenden von Unternehmen gehofft. Wichtig ist Thomas Finger und seinen Mitstreitern Clemens Randow und Lukas Schattenhofer, dass die Drucker mit ökologisch verträglichen Materialien zu betreiben sind.

Das Repair-Café steht zu den Öffnungszeiten Jedem offen – ob Student oder nicht. Zu zahlen sind lediglich die Materialkosten und ein kleiner Obolus für die Abnutzung des Druckers. Ideal ist es, wenn schon eine Vorlage mitgebracht wird. Wenn nicht, wird gemeinsam im Internet nach Vorlagen gesucht und schon kann gedruckt werden. Studenten geben Hilfestellung in allen Bereichen.

Doch der Druck von Ersatzteilen oder eigens entworfenen Objekten ist nicht alles, was die engagierten Studenten in ihrem Projekt anbieten. Workshops sollen Einblick in die Technologie, Anleitung zum Eigenbau eines 3D-Druckers, zum Erstellen einer 3D-Druckdatei und zum Recyceln von Druckkunststoffen geben. Läuft alles gut, soll das Repair-Café um weitere Räume zu einem „Makerspace“ erweitert werden.

Im Interesse unserer Umwelt und immer knapper werdenden Ressourcen ist zu hoffen, dass noch viele Nachhaltigkeits-Aktivisten diesem Beispiel folgen und bald jede Stadt über ein solches Repair-Café verfügt.